"Nur wer entflammt ist, kann ausbrennen" (G. Possnigg - Website) |
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Einleitung und Gedanken
Burnout - ein Prozess?
Obwohl der Begriff "Burnout" klingt als sei hier etwas Endgültiges passiert, als sei etwas für immer verloren und vorbei, ist unsere Erfahrung doch ganz anders: Schon Herbert Freudenberger, der den Begriff (1973) geprägt hat, erkannte, dass im Überwinden von Ausgebrannt-sein neue Chancen zu sehen sind. Er arbeitete als Psychiater in New York im sozialmedizinischen Bereich, sehr viel und sehr schlecht bezahlt - Tag und Nacht, bis es nicht mehr ging. Die Folge war ein massiver Zusammenbruch mit dem Erleben der eigenen Schwäche, Erschöpfung, Verlust der emotionalen Beziehungen zu seinen Mitmenschen, zur Familie, zu seinen Patienten. Was für ihn noch schlimmer war: er fühlte sich unfähig und außer Stande seine Arbeit weiter zu machen.
Damals gab es noch keine Ratgeber für Burnout und keine Therapie. Es war ja ein weithin unbekanntes, vielmehr unentdecktes Phänomen. Aber Dr. Freudenberger wurde sein eigener Arzt: er half sich selbst durch Rückzug und kritische Analyse seiner Arbeits- und Lebensgewohnheiten. Er konnte wieder gesund werden. Aber vieles hatte sich für ihn geändert: Plötzlich waren ihm seine Familie und seine Freunde wichtiger als seine Arbeit, plötzlich schaute er auf sich selber.
Es ist etwas Neues entstanden. Er hat einen neuen Begriff geprägt. Schließlich gelang es ihm einige Aufsätze über dieses damals noch völlig unbekannte Krankheitsbild in wissenschaftlichen Magazinen zu veröffentlichen.
Aus der Asche des Ausbrennens wurde ein neuer wissenschaftlich fassbarer Zusammenhang der Begriff Burnout. Zusätzlich wurde damit klar: unser ganzes Berufsleben besteht aus solchen Prozessen: Erschöpfung - Rückzug - Reflexion - Veränderung - Neubeginn. Wir müssen unsere Selbstheilungskraft nützen, dann kommen wir aus dem Burnout heraus und beginnen neu.
Der tägliche Wahnsinn
Überforderung - der neue Standard?
100 - 200 E-Mails, 150 Telefonate am Handy und Festnetz, 3 - 4 Meetings pro Tag, ein bis zwei Auslandreisen pro Monat, generell immer erreichbar, immer verfügbar. Die Arbeitsplatzbeschreibung eines Spitzenmanagers? - Nein der ganz normale Alltag von vielen.
Können wir das aushalten, oder ist Burnout vorprogrammiert? Ist es normal, müssen alle so arbeiten, oder ist es schon einberechnet, dass der Mitarbeiter, der in dieser Art eingesetzt wird nach drei oder vier Jahren das Handtuch schmeißt? Manchmal haben Ärzte, Psychotherapeuten, Supervisoren, Coaches, die mit diesen Menschen arbeiten keine andere Möglichkeit, als zum Rückzug zu raten.
Die tägliche Überforderung, die Reizüberflutung ist derart stark, dass viele der Betroffenen auch in der Freizeit ständig Stress, Lärm und Action brauchen. Eine neue Generation - oder die Ausgebrannten von morgen. Diese Selektion ist gnadenlos.
Lassen Sie es nicht zu, dass Sie sich auf diese Art kaputtmachen lassen. Stehen Sie zu Ihren scharfen Sinneskanälen. Ruhe ist ein großer Wert. Entspannung ein Ziel. Gerade und klare Kommunikation eine Kultur. Ich-Botschaften überraschen und entlasten!
Burn-Out, die tägliche Praxis
Probleme im Beruf sind an der Tagesordnung. Gerade der Beruf, der uns am meisten Spaß macht, ist es auch der uns viel abverlangt. Natürlich sind wir abends oft erschöpft und fühlen uns leer. Aber wann ist es zu viel? Woher wissen wir, dass es so nicht mehr geht?
Es gibt ein paar ganz einfache Hilfen, die uns selber sagen wann es genug ist. Ein paar Fragen die wir uns täglich stellen sollten:
1. Wie lange brauche ich am Abend um abzuschalten? (Bis 1 Stunde ist o.K.)
2. Brauche ich Alkohol, Beruhigungsmittel oder Essen um mich abzugrenzen?
3. Wie schlafe ich? Verfolgt mich die Arbeit in den Träumen? Schwitze ich, wache ich mehrmals pro Nacht auf?
4. Mache ich Fehler in der Arbeit, was passiert mit immer wieder? Wie gehe ich damit um?
5. Bin ich öfter im Krankenstand, habe ich chronische Kreuz-, Rücken oder Kopfschmerzen?
6. Wenn ich auf Urlaub gehe, wie viele Tage "arbeitet" mein Geist weiter?
Natürlich gibt es noch viele andere Fragen die auf Burn-Out hinweisen können. Aber hier ist einmal ein Anfang gemacht. Wer es genauer wissen will!
Entsteht Burnout durch den Arbeitsplatz oder sind wir selber dran beteiligt?
Diese Frage wird immer wieder gestellt. Die Ansicht der amerikanischen
Arbeits- und Burnout-Forscherin Christine Maslach und ihres Kollegen Michael
Leiter lautet eindeutig: die Umstände des Arbeitsplatzes, besonders
Leistungsdruck, Mobbing, Globalisierung, geringe Anerkennung und Wertschätzung
der Arbeit, das Fehlen von Kontrollmöglichkeiten, Fairness und
Gemeinschaftsgefühl sind massive Faktoren, welche Burnout auslösen oder
verschlechtern können. Dem gegenüber steht die Meinung vieler Psychiater und
Ärzte, dass persönliche Faktoren, etwa der eigene Umgang mit Leistung, Stress,
Rückschlägen und Fehlern und vor allem mit den dienstgebenden Institutionen
und Autoritäten hauptausschlaggebend für Burnout seien.
Aus meiner - pragmatischen - Sicht liegt die Wahrheit wahrscheinlich in beiden
Sichtweisen. Natürlich ist eine sehr starke Gewichtung der eigenen Wertsysteme
auf die Arbeit Voraussetzung für Burnout - und natürlich wird diese vom
Arbeitgeber gerne gesehen. Aber genauso - natürlich - kann bei einer hohen
Wertigkeit der Arbeit, diese zum Mittelpunkt der Existenz, der Identität werden
und wird damit sehr anfällig für die "krankmachenden" Mechanismen,
die die amerikanischen Kollegen identifizierten.
So gesehen sind Prävention und arbeitsrechtliche, ergonomische Maßnahmen im
Vorfeld genauso wichtig, wie Erholung, Sabbatical, Umschulung oder
Psychotherapie im Krisenfall eine entscheidende Hilfe sein können.
Burn-Out oder Burnout? - egal, Hauptsache: erkennen, vermeiden und (sich selbst) helfen.
Der Begriff verkörpert den Prozess des Ausbrennens am Arbeitsplatz.
Das Ausbrennen - das vor allem engagierte Mitarbeiter betrifft - ist ein
Wechselspiel zwischen den positiven und den nervenden, stressigen, aushöhlenden
Seiten jeder Arbeit. Es auch ein Wechselspiel zwischen dem Arbeitplatz und dem
Mitarbeiter. Daher muss jede Burnout-Prävention zunächst den Dialog suchen,
den unmittelbaren Kontakt des einzelnen Mitarbeiters mit dem Team bzw. des Teams
mit dem Chef bieten.
Hier finden Sie Information über Symptome, Ursachen und Prävention von Burnout, sowie über den Umgang mit Menschen die betroffen sind.
Ein wesentlicher Schwerpunkt liegt auf der Vernetzung. Menschen, die Erfahrungen gemacht haben und anderen Informationen darüber geben wollen haben hier Gelegenheit dazu. Wer selbst als "Profi" im Kommunikationsbereich Vorträge oder Publikationen zu diesem Thema verfassen will findet hier die Grundlage.
Welchen Stellenwert hat "Depression" beim Burnout?
Oft wird gefragt, wodurch unterscheiden Sie Burnout und Depression? Ich antworte dann: depressive Symptomatik kann Teil des Burnout sein, muss aber nicht. Nicht jede Depression hat Erschöpfung als Ursache und nicht jede Erschöpfung endet in einer Depression. Andrerseits: Die depressive Reaktion kann eine Schutzfunktion des Unbewussten sein. Ein Schutz vor Burnout. Folgen sind Rückzug, Regression, Krankenstand, Erholungsaufenthalt, Kur oder längere Auszeit, die man sich nehmen muss. Und das ist es, was das Unbewusste für uns tun will: wir sollen zurückgehen, weg vom Stress, weg von der uns selber aufgebürdeten Überbelastung, weg vom hohen Leistungsniveau. Nur wir selber sein dürfen. Nur uns selber erlauben zu sein, das kann uns retten.
Engagiert – Workoholic – Burnout?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Arbeitssucht und Burnout? Diese interessante Frage stellte ein Student der Fachhochschule für Sozialarbeit in Wien. Ich kann diese Frage aus meiner täglichen Praxis beantworten:
Arbeitssucht ist, wie andere Süchte auch, ein sich selbst aufrechterhaltender Mechanismus. Dabei werden durch das Gefühl gebraucht zu werden, wichtig zu sein, eine Funktion zu haben, eine Leistung zu bringen, Selbstwert und Lebenssinn vorgespiegelt. Arbeit betrügt, drückte es ein Patient aus. Durch Arbeit werde ich getäuscht, sie gibt vor, dass ich wer bin. Ohne Arbeit bin ich wertlos.
Dieses Gefühl führt sehr rasch in die Burnout-Spirale: Wenn ich arbeite, bin ich was wert. Wenn ich mehr arbeite, bin ich mehr wert. Wenn ich Fehler mache, meine Arbeit verliere, komme ich in eine Krise.
Meine Erfahrung als Arzt ist: Der Workoholic ist süchtig, seinen Wert durch Arbeit zu erlangen. Es ist nicht selten, dass man mit der Grundhaltung "nur Arbeit macht mich erst wertvoll" ins Burnout kommt.
Aber es ist schon ein weiter Weg, diese Erkenntnis zu haben. Damit ist bereits die Tür zur Veränderungsarbeit geöffnet. Das Ziel: ich bin auch wertvoll, wenn ich nicht arbeite!
Burnout im Haushalt?
Hausfrau und Mutter sein – Schwerarbeit? Burnout trifft nicht
nur Manager und Pflegepersonal, es ist in allen Berufen heimisch. Wie ist es
aber mit Frauen, die im Haushalt tätig sind? Heute gibt es die "Hausfrau"
wie es noch unsere Mütter in den 60-er Jahren waren, nur noch selten. Meist
steht sie in einem Beruf und ist mehr gestresst als der Mann.
Frauen haben oft eine Doppel- oder Mehrfachbelastung. Kinder, Haushalt, Beruf
und der Göttergatte, auch der kann sehr viel Energie beanspruchen. Die
Wertvorstellungen sind hoch: Im Haushalt soll alles perfekt funktionieren. Der
Gatte will über seine Probleme im Job sprechen. Die Kinder sollen in der Schule
gut sein, vielleicht gibt es auch eine Teilleistungsschwäche, die zusätzliche
Betreuung braucht. Oder Sie sind Alleinerzieherin, da kann es schon schwer genug
sein. Und der Beruf dazu – das kann zu viel sein. Die Burnout Symptomatik mit
Erschöpfung, Schwäche, Gleichgültigkeit und Krankheitsanfälligkeit schlägt
zu. Es ist Feuer am Dach! Jetzt heißt es: schau auch mal auf dich selber!
Ausspannen, Ansprüche reduzieren, sich selber auch mal Freizeit gönnen,
vielleicht einmal ein Urlaub ohne die Familie? Ist es möglich, dass die Kinder
für manche Bereiche eigene Verantwortung übernehmen? Oder es kümmern sich die
Großeltern…
Es klingt so banal und ist doch so wichtig. Eine Mutter, die erholt und mit
Energie unterwegs ist hilft den Kindern mehr als eine ausgebrannte.
Daher: Schauen Sie auf sich!
Burnout und Karôshi - sind sie vergleichbar?
Burnout und Karôshi - sind sie vergleichbar? Karôshi ist definiert als Tod in Folge von Überarbeitung und Stress. Es wird darauf hingewiesen, dass es sich um einen plötzlichen Tod, also durch Herzinfarkt oder Hirnblutung handelt. Im Gegensatz dazu ist Burnout zwar langsam und meist nicht plötzlich, es tötet aber ebenso: natürlich sind es nur Teile, die in uns getötet werden, aber doch: Es ist ein unumkehrbarer Prozess, wie ein Infarkt und es zerstört. Unser Engagement, unser Ehrgeiz und Idealismus, unsere Visionen, aber auch unsere Feinfühligkeit, das Einfühlungsvermögen und vieles andere – das kann ein Opfer des Burnout sein. Manchmal trifft es Menschen plötzlich und unerwartet, wie Karôshi, als Krise, als körperliche Krankheit oder Kündigung. Meist aber ist der Burnout–Verlauf schleichend. Rückblickend können wir sagen, wenn ich das damals schon gewusst hätte, ich hätte anders gehandelt. Daher ist es wichtig jetzt was zu tun, bevor es zu spät ist, das haben Burnout und Karôshi gemeinsam.
Wann ist es Burnout?
Depression, Erschöpfung oder Widerwillen bei der Arbeit müssen noch nicht bzw. nicht immer "Burnout" sein.
Immer wieder kommt die bange Frage "Habe ich Burnout?" per e-mail an mich gerichtet oder an das Forum. Für viele ist es wie eine Brandmarkung, für manche ist es die Erklärung für ihre "Zustände". Da ist es schon eine Erleichterung, wenn man weiß was einen krank macht. Manche Menschen klagen über "das Ausgebranntsein", meinen damit die abendliche Erschöpfung oder dass sie reif für einen Urlaub sind.
Die Frage ob Sie wirklich von Burnout betroffen sind, oder ob die Symptome unter denen Sie leiden eine andere Ursache haben ist nicht immer leicht zu beantworten. Vielleicht gibt der Fragebogen etwas Auskunft. Wirklich weiter helfen kann ein Facharzt, Neurologe, Psychiater, der sich damit befasst. Doch auch er ist auf eine sehr offene Schilderung Ihrer persönlichen Geschichte angewiesen. Manchmal sagt auch erst die Entwicklung Ihrer Probleme über Monate aus, ob und wie sehr Burnout vorliegt.
Auch wenn es viele Möglichkeiten gibt die Ursache Ihrer Probleme zu sehen, das Wichtigste für Sie ist: bleiben Sie in Kontakt mit Ihren Mitmenschen, bleiben Sie im Fluss Ihres Lebens.
Burnout im Halbtagsjob?
Mit einer Wochenarbeitszeit von 20 Stunden gibt es kein Burnout – sagt der Arbeitgeber. Irrtum beweist die Realität. Die Gründe:
1. Viele Jobs sind so anstrengend, dass bereits 20 Stunden zu Erschöpfung führen können.
2. Gerade wenn jeder Mitarbeiter ein bestimmtes Arbeitskontingent hat bzw. ein Sprengel wie es z.B. SozialarbeiterInnen haben, wird die Arbeit mit 20 Stunden nicht weniger, nur die Zeit wird knapper. Resultat der Stress ist größer.
3. Burnout entsteht nicht durch die Länge der Arbeitszeit sondern durch anhaltenden Stress.
4. Weitere Schrittmacher für Burnout sind: mangelnde Anerkennung oder Wertschätzung, schlechtes oder fehlendes Teamwork, und fehlende Kontrolle durch den Arbeitnehmer.
5. Unterschiedliche Auffassungen von Werten: Wenn die Führung eines Unternehmens und die Arbeitnehmer verschiedene Werte vertreten, kann das sehr belastend sein.
Also: Es kommt nicht auf die Arbeitszeit an, damit man ausbrennt, sondern auf das Engagement. Das kann in zwanzig Stunden größer sein als in vierzig.
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